Die Stadt der Schildkröten: Der Geist

Ich habe einen Schrank.

Aus Eichenholz.

Einzigartig.

Mit gläsernen Türen.

Geschliffene Scheiben.

Darauf eine Uhr.

Und später auch ein Radio.

Mein Zuhause in der Stadt

ist um diesen Schrank

herum gebaut.

Und um die Uhr.

Rundherum.

Das Radio ist längst kaputt.

Und es fehlt das Dach

über dem Kopf.

Es ist der letzte Tag im Mai

Um kurz vor ein Uhr nachts.

Fast neunhundert Maschinen summen

wie ein Mückenschwarm.

Neun Krankenhäuser.

Siebzehn Kirchen.

Sechzehn Schulen und

vier Universitäten.

Zwei Kinos.

Vier Hotels.

Zwei Zeitungsverlage und

dazu noch

zweitausendfünfhundert Brände.

Fast fünfhundert gestorben,

fünftausend Verwundet und

mehr als fünfundvierzigtausend obdachlos.

Im Sommer spielen wir Kinder

mit sechseckigen Stäben.

Das Radio gib es noch nicht

aber den Schrank.

Den hatten die Herzbergs nicht mitnehmen wollen,

in dem Jahr,

als Italien Fußballweltmeister wird.

Um diesen Schrank herum ist mein Zuhause gebaut.

Manchmal mache ich mich ganz klein

und verstecke mich

in diesem Schrank,

in seinen Schubladen,

wo ich in Vergessenheit gerate,

bis jemand mich findet

oder

bis der Spuk vorüber ist.

Bis die Kinder auf das Land verschickt,

die Männer eingesperrt

und die Schildkröten und die Panzer verschwunden sind.

Zurück bleiben alleine die Hasen

und die wissen von nichts.

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