Leserbrief(e)

31.10.2001

Zur Kritik "Jubiläum" von Klaus Fehling
in der Stadt-Revue 11/2001

Die Freiheit der Presse ist ein hohes demokratisches Gut, das auch und insbesondere Theaterkritiker für sich in Anspruch nehmen können und müssen. Wir, die wir Theater machen, müssen uns schlechten Kritiken oder Verrissen stellen und tun dies auch. Und so habe ich auch kein Problem damit, daß der junge Kölner Kritiker Klaus Fehling über unsere Produktion "Jubiläum" einen richtigen Verriß geschrieben hat (Stadt-Revue 11/2001).
Höchst bedenklich und gefährlich ist jedoch die Wortwahl von Herrn Fehling, nennt er doch die Inszenierung von Bastiane Franke mit Studiobühne.ensemble ein "künstlerisches Verbrechen", und dies im Zusammenhang mit dem Holocaust. Ich dachte eigentlich, daß wir die Verbindung von Kunst und Verbrechen in diesem Land seit 1945 hinter uns gelassen hätten, daß wir froh darüber sein können, daß in Deutschland keine Bücher mehr verbrannt werden und Kunst nicht mehr "entartet" ist. Auf diesem Wege, in dieser Zeitschrift eines besseren belehrt zu werden, schmerzt.
Vielleicht kann man heute von einem jungen Menschen nicht mehr erwarten, solche historischen Zusammenhänge zu kennen. Vielleicht ist hier ja nur ein Fehltritt aus reiner jugendlicher Lust zur pointierten Bemerkung passiert. Aber wenn schon nicht Herr Fehling, so hätte aber wenigstens der Resortleiter Theater dies erkennen müssen. Warum dies nicht passiert ist, ist mir ein Rätsel. Schade eigentlich.

Dietmar Kobboldt
Studiobühne Köln